Saatgut selbst vermehren


 

Das Wertvollste an der Pflanze landet oftmals im Mist! Dabei kann Saatgut ganz einfach selbst geerntet werden. Im nächsten Jahr säen wir stolz unser eigenes Saatgut und brauchen nichts zu kaufen! Außerdem haben wir auch etwas zum Tauschen und Herschenken.

 

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© GERDA HÜFING, DIE UMWELTBERATUNG

Meist werden Blumen abgeschnitten, bevor die Samen ausreifen können, und Samen von Kürbis oder Zucchini werden weggeworfen. Dabei ist es so einfach Saatgut selbst zu ernten und damit alte Sorten zu erhalten! Gerade traditionelle Sorten haben sehr gute Eigenschaften gegenüber den industriellen Standardsorten! Die Vielfalt ist größer, der Geschmack unvergleichlich und sie sind oft robuster. Außerdem sind sie ernsthaft bedroht zu verschwinden, da große Saatgutkonzerne mit wenigen Sorten die Oberhand am Samenmarkt haben. Umso wichtiger ist es, dass jede/r Einzelne von uns die Vielfalt des alten Saatgutes erhält!

 

WIE IST DAS JETZT MIT DEN SORTEN UND DEN HYBRIDEN?

Zur Saatgutvermehrung aus dem eigenen Garten eignen sich nur samenfeste Pflanzensorten, Hybridpflanzen sind ungeeignet. Samenfeste oder sortenreine Pflanzensorten sind durch Züchtung über Jahrhunderte oder Jahrtausende entstanden. Den regionalen Bezug erkennt man oft im Namen der Sorte, z. B. die Radieschen „Riesen von Aspern“ oder der Butterkopfsalat „Wiener Gräften“ . Oft sind sie an bestimmte Standorte angepasst. Aus ihnen gezogene Jungpflanzen bilden immer wieder ähnliche Eigenschaften aus, also wird aus einer Sorte immer dieselbe Sorte - in der nächsten Generation wie auch in der übernächsten. So kann auch immer wieder Saatgut geerntet werden.

Hybridsaatgut wurde in den letzten 100 jahren entwickelt und durch die Kreuzung zweier Sorten gebildet. Es liefert nahezu gleiche Pflanzen und wird gekennzeichnet durch die Beschriftung F1 auf der Saatgut- Verpackung. Für den Handel kann es wichtig sein, F1-Hybride zu verkaufen, wenn alle Paradeiser, Gurken oder Paprika nahezu gleich groß und leicht zu transportieren sein sollen. Vermehrt man das Saatgut von F1-Pflanzen, bringt es aber Überraschungen mit sich. Es können nämlich unterschiedliche Eigenschaften bei den Pflanzen, die aus Hybridsaatgut gezogen sind, auftreten. Zum Beispiel wird ein ovaler Paradeiser in der Folgegeneration (F2) wieder rund oder bildet winzig kleine Früchte oder es passiert, dass gar keine Früchte ausgebildet werden.

 

SO EINFACH GEHT’S

Blumen wie z.B. Akelei, Cosmea, Gartenrittersporn oder Lupine machen es uns einfach und samen selbst aus, wenn man sie so lange im Beet stehen lässt und die verblühten Blüten am Stängel eintrocknen lässt und nicht gleich abschneidet! Dann gehen sie im nächsten Jahr überall von selbst auf, wenn man sie dort nicht möchte, werden sie versetzt. Bei anderen Blumen wie Zinnien, Stockrosen oder Dahlien werden die Samen im Herbst abgenommen und im nächsten Jahr wieder angebaut. Prinzipiell gilt: Wenn Schoten und Samenstände braun und trocken werden, sind die Samen bereit zur Ernte!

 

DAS LIEBLINGSGEMÜSE FÜRS NÄCHSTE JAHR SICHERN

Bei Fruchtgemüse wie Paradeiser, Gurke, Kürbis, Zucchini, Bohne und Erbse ist es ganz einfach Samen zu ziehen. Samen von Paradeiser, Chili und Kürbis sind schon reif, wenn wir ihre Früchte ernten. Bei Gurken, Zucchini und Bohnen lässt man eine Frucht länger an der Mutterpflanze hängen. Die Samen werden entnommen und zum Trocknen beispielsweise auf Küchenrolle oder einem Teller für zwei bis drei Wochen ausgebreitet. Klebt viel Fruchtfleisch am Samen, sollten dieses vor dem Trocknen z.B. in einem Sieb mit Wasser entfernen werden. Bei Schoten wie Bohnen oder Erbsen sollte die ganze Schote an der Pflanze bleiben bis sie trocken ist, anschließend werden die Samen noch nachgetrocknet.

Achtung! Trennen Sie allerdings den Anbau von Zucchini, Speise- und Zierkürbissen. Es kann zu Kreuzungen kommen. Die Samen können dann im Folgejahr Pflanzen mit erhöhtem Bitterstoffgehalt hervorbringen und zu Vergiftungen führen!  Verzichten Sie jedenfalls auf den Verzehr bitter schmeckender Kürbisse oder Zucchini.

 

KRÄUTER BLÜHEN LASSEN

Kräuter wie Basilikum oder Dille und auch verschiedene Salate werden oft vor der Blüte und somit lange vor der Samenreife geerntet. Dabei sind gerade die Blüten von Kräutern im Hochsommer interessante Nahrungsquellen für Wildbienen und andere Insekten. Hier kann eine Pflanze als Samenträger gekennzeichnet werden und diese bleibt dann einfach länger im Beet stehen. Manchmal muss sie gestützt werden, da die Blütentriebe z.B. bei Salatpflanzen sehr lange werden und abbrechen könnten.

 

AUFS BESCHRIFTEN NICHT VERGESSEN

Wenn das Saatgut von Erde, Blütenteilen oder anderen Verunreinigungen gereinigt werden muss, wird es gesiebt. Bei der Saatguternte wird am besten auch schon darauf geachtet, das Saatgut möglichst wenig zu verunreinigen. Gelagert werden die gut ausgetrockneten Samen in kleinen, beschrifteten Papiersäckchen oder in gut schließenden Schraubgläschen. Kühl, trocken und dunkel gelagertes Saatgut wird am besten im Folgejahr wieder angebaut oder weitergegeben, manche Samen bleiben auch mehrere Jahre keimfähig. Im Frühjahr gibt es viele Tauschveranstaltungen sowie Online-Tauschbörsen für Saatgut und Jungpflanzen.